Verhaltenstherapie für Katzen - und ihre Grenzen
Während sich die meisten Verhaltensprobleme gut beseitigen lassen, stößt auch der Tierpsychologe zuweilen an seine Grenzen - und muss lernen, diese zu akzeptieren.


Manchem Katzenhalter ist es einfach nicht möglich, nötige Änderungen im Umgang mit seiner Katze konsequent durchzuhalten. Werden aus den nötigen Maßnahmen nur die Rosinen rausgepickt oder sie in Eigenregie abgewandelt, funktioniert die Therapie nicht. Und manchmal existieren Stressoren im Haushalt, die sich nicht abstellen lassen: Starker Überbesatz, Dauerstress/Dauerkonflikte zwischen den Bezugspersonen oder dauerbrüllende/rabiate Kinder sind typische Faktoren, die eine Tierverhaltenstherapie leider kaum beeinflussen kann.

Auch die schlichte Ungeduld des Katzenhalters beim Umsetzen der nötigen Maßnahmen kann zum K.O.-Kriterium jeder Behandlung werden. Wer stets schnelle Erfolge erwartet, wird im Umgang mit fühlenden, tiefgründigen Lebewesen wie Katzen nicht selten eines Besseren belehrt, zumal jedes Individuum in ganz eigenen Zeitintervallen auf sein Umfeld reagiert. Je mehr der durch Ungeduld gebeutelte Halter dann an allem zweifelt, umso schwerer macht er es auch seiner Katze, die diesen Zustand durchaus spürt und ihrerseits weiter verunsichert wird.

Gleichsam fatal wirkt es sich aus, wenn im Behandlungsverlauf unerwartete Schwierigkeiten auftauchen und dem Therapeuten vom Halter gar nicht kommuniziert werden. Eine sofortige Fehlersuche und Korrektur ist dadurch nicht möglich, zum Leidwesen der Katze.
Vereinzelt entstehen auch plötzliche Verkettungen unglücklicher Umstände, wie Erkrankungen bei Mensch und Tier, die schon erreichte Fortschritte wieder weit zurückwerfen können. Die proaktive Rückmeldung des Halters ist hier wirklich unentbehrlich.

Ebenso zeigt sich in der Praxis, dass die Katzen von psychisch labilen oder stark belasteten Menschen (wie z.B. unter akuten Depressionen/Angststörungen leidende Halter) vielfach entweder gar nicht oder nur stark verzögert auf jedwede Therapiemaßnahme reagieren. Falls Sie selbst von einer solchen Belastung betroffen sind, informieren Sie mich bitte vor Beginn der Behandlung darüber, damit ich es nicht erst im Laufe der Zusammenarbeit realisiere.

Zudem ist der Umgang mit der Katze im Haushalt entscheidend. Wenn nicht alle Familienmitglieder die nötigen Veränderungen umsetzen, kann kein Erfolg zustande kommen. Fehlender Respekt und mangelnde Wertschätzung einer Katze schlagen sich auf ihrer Seele nieder und belasten jeden Therapieversuch.

Die Sensibilität der kleinen Raubtiere wird häufig unterschätzt: Wer seine Katze wie einen Hund herumkommandieren und mit Einschüchterung, Strenge, Demütigung oder Nackengriff erziehen will, darf sich über Verhaltensstörungen nicht wundern und wird die nötige Empathie für eine erfolgreiche Behandlung erst lernen müssen.

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